Quo vadis Leistungszucht der Whippets

Vor der Saison 2019 kreisen mal wieder die Gedanken zur Rennsportpopulation der DWZRV- Whippets, wobei man den Bogen natürlich europaweit spannen könnte/müßte...

Anlaß ist der Artikel von Sabine Duscher vom März 2018, Züchterin des Kennel de Lobito Azul- Die Autorin aus Österreich ist ja bekannt für Fachartikel zur Gesundheit und Genetik unserer Whippets, hier nehme ich Bezug auf einen Beitrag von ihr zum MYDOG DNA-Test.

Der Hauptwert der Ergebnisse dieses DNA-Testes besteht augenscheinlich in der Bestimmung des "Genetic Health Index" (GHI) für die jeweiligen Testhunde einer Rasse und die Ermittlung der genetische Diversität der Rasse anhand der Summe aller vorliegenden Daten. Als eine interessante Zusatzinformation kann aber auch zur genetischen Diversität eine Differenzierung in der Summe der vorliegenden DNA-Ergebnisse in "rassetypisch"(= mybreed)  bis zu "mixbreed" dargestellt werden, u.a. mit Einblicken in den Status quo so mancher Whippets aus Rennleistungszucht. So besteht über den Button "genetic relationship" die Möglichkeit, seinen Hund im Kontext aller im System abgelegten Whippets in einem Cluster zu betrachten. Und man staune, wie bei der in der Schublade verstaubten Marstest-Studie im DWZRV wird eine signifikante Nähe vieler Rennhunde zum Greyhound-Cluster dargestellt! Durch Anklicken der Punkte, auch nach Nation differenziert möglich, fallen nicht überraschend, Hunde aus DWZRV-Zucht auf. Macht man sich die Mühe, die Pedigrees aller dem Grey-Cluster nahen anzuklicken, wird klar, das ist die Spitze des Eisberges, denn bislang sind nur verschwindend wenig Whippets aus Rennleistungszucht bei MYDOG DNA getestet. Nicht auszudenken, wenn für alle Rennleistungswhippets bei diesem Anbieter der DNA-Test mit den Zusatzinformationen abfordern würde...

Neben den deutlichen Ausreißern, die nicht überraschen, zeichnet sich auch ab, dass sich mancher der "Vielseitigkeitssportler" in einer "Grauzone" zwischen den beiden Clustern Greyhound und Whippets wieder findet.

Hier die Kopie einer wesentlichen Passage aus dem o.angeführten Beitrag von Sabine Duscher. Beispiel  Whippet aus Showlinien der Zucht "Naturatas":

 

Generell ist anzumerken, dass die genetische Diversität beim Whippet leider bereits vergleichsweise niedrig ist.
Beim Whippet liegt der Median aktuell bei 31,3%.
Bei allen Rassehunden in der Datenbank bei 33,8%.
Bei den Mischlingen bei 43,3%.
Beim Italienischen Windspiel bei 33,7%.
Beim Irish Wolfhound bei 25,2%.
Beim Saluki bei 35,1%.
Und beim Greyhound bei 31,7%.
Etc.

Das deckt sich mit der hier erwähnten Analyse und ist nicht gerade erfreulich, zumal man etwas bedenken muss, das vielen nun auch nicht wirklich schmecken wird: Es sind nicht alle getesteten Whippets als reinrassig einzustufen, auch wenn das auf dem Papier vielleicht so steht.
Einige Whippets zeigen eine außergewöhnliche genetische Nähe zum Greyhound und eine genetische Diversität im Bereich eines Mischlingshundes. Und nein, das geht nicht auf die Entstehung der Rasse zurück und nein, es handelt sich auch nicht um Einkreuzungen, die vor Jahrzehnten vorgenommen wurden.

Diese Hunde drücken einerseits die Werte der reinrassigen Hunde etwas nach unten, heben andererseits aber die rassespezifische Diversität künstlich an und zeichnen damit quasi ein geschöntes Bild.
Es dürfte in Wahrheit also noch ein wenig schlechter um die genetische Vielfalt innerhalb der Rasse stehen.
Was man dagegen tun kann, kann man z.B. hier lesen.

Ende des Auszuges.

So verwundert es dann auch nicht, dass unter dem Button "genetic diversity" gerade die Hunde mit einem besonders hohen GHI (Genetic Health Index) auftauchen, die nahe dem Greyhound-Cluster bzw. zum Median der Kurve zum "mixbreed" zu finden sind.

Ein Schelm, wer glaubt, dass man durch Wahl dieser Hunde als Zuchtpartner zur Erreichung einer größeren genetischen Diversität der Rasse Whippet etwas Gutes tut. Mit dem Button "genetic relationships" kann für jeden getesteten Hund sein Standort zwischen den Clustern "Whippet" und "Greyhound" dargestellt werden, auch das Verhältnis zu den anderen Kurzhaarrassen usw...

In diesem Zusammenhang verwundert es , dass viele Besitzer von Hunden der letzten Whippetgeneration meinen, sie hätten "saubere" Hunde. Dabei ist schwer zu sagen, was schlimmer ist: die Naivität der Käufer, die meinen, einen schnellen Renner zu erwerben, der Whippet pur sein soll oder diejenigen, die mit Kalkül solche Zuchtprodukte kaufen, weil sie sich einen Vorteil im Renngeschehen verschaffen wollen. Schon längst heißt das Problem nicht mehr Supersonic, mittlerweile dürfen sich alle im internationalen Rennzirkus aktiven Teilnehmer und Züchter sicher sein, dass wesentlich weniger Whippet in ihrem Hund ist, als auf dem Papier  (Pedigree) steht.

Dieser Fakt wird auch von DWZRV- Züchtern wissendlich in Kauf genommen, sogar mit der Meinungsäußerung, dass man der Rasse damit etwas Gutes tut. Dabei tun sich Probleme auf, wie sie von der Renngrey-Zucht bekannt sind: zunehmendes Missverhältnis Muskelmasse zu Knochensubstanz mit zunehmenden Verletzungen des Skelettes ( Knochenschäden/ Frakturen), häufiger Osteosarkome, zuchtausschließende Fehler wie Knickruten und Rückbiß (schwache Unterkiefer als Normalstatus) usw.

Die Größenexplosion, die bei den Messveranstaltungen im DWZRV dokumentiert wird und das, obwohl es immer noch einige rätselhafte Einmessungen gibt, dokumentiert, wohin der Zug bei weiterer Verwendung von amerikanischen und fragwürdigen europäischen Zuchtprodukten geht: auf den Rennbahnen werden sich bald bei den Rüden überwiegend nur noch Sprinter duellieren, auch bei den Hündinnen geht der Trend dazu deutlich aufwärts. Es ist  zu betonen, dass diese Größenexplosion der letzten Jahre wenig mit der Größenentwicklung von Standardwhippets zu tun hat, sondern dem Einfluß von Greyhoundblut geschuldet ist. Der eigentliche "reine" Whippet im Rennsportzirkus stirbt aus.

Die Rolle eines ZUCHTVERBANDES wie dem DWZRV ist dabei jämmerlich, denn obgleich allen Verantwortlichen bekannt, schaut man der standartisierten Grippetzucht zu , ja man fördert sie noch durch Ankörung aller dieser Hunde, Sondergenehmigungen etc. Was man nicht alles über den Haufen wirft, nur damit die DWZRV- Zuchtprodukte bei den großen Rennbahn-Events möglichst weit vorn stehen.

Ohne ein Einwirken des Verbandes , der dazu verpflichtet ist, sich der Zucht von reinrassigen Hunden gemäß der eigenen Statuten einzusetzen, wird es den wirklichen Whippet im Sport bald nicht mehr geben. Und dann ist es auch nicht damit getan, die Entscheidung auf die Whippet-Leute abzuwälzen mit den bereits bekannten Ergebnissen, sondern die Zuchtleitung ist in der Pflicht und Verantwortung! Unter unserer jetzigen Präsidentenschaft kann man allerdings nur schwarz sehen, denn die rasante Fehlentwicklung in der Rennleistungszucht resultiert schlußendlich aus dessen Protege.

Ein frommer Wunsch zu den speziellen Rennzüchtern: Warum steigen sie eigentlich nicht ganz auf die Zucht der Rasse Greyhound um, dann schaden sie nicht mehr der Rasse Whippet und verkaufen wirklich Rasssehunde!

Und noch ein abschließender Gedanke: Böte sich mit der Einführung eines verbindlichen MYDOG DNA-Testes für alle Whippets nicht eine Möglichkeit, anhand der genetischen Diversitäts-Werte Vorgaben in der Zuchtpartnerwahl aufzustellen? Im Gegensatz zum Marstest ist dieser DNA-Test mit allen Zusatzinformationen doch anerkannt. Mit  den Informationen aller DWZRV-Whippets und verwendeten Zuchttiere aus dem Ausland hätte man ggf. eine Basis zu zuchtregulierenden Maßnahmen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass natürlich alle Whippets, gerade auch die aus Showlinien, weiterhin in die Datenbank  einfließen, damit sich nicht bei "Nur"-Berücksichtigung der Rennhunde die Mediane/Kurven  für die Abgrenzung der "sauberen" Whippets zu denen mit Fremdeinflüssen verschieben.