Von CdL, JHV, WH-Klassen und Sprintern

Es geht wieder in die Phase der LG-Versammlungen mit Abstimmungen zu diversen JHV-Anträgen, auch diversen zu WH-Themen. Es wird schon fleißig auf Stimmenfang gegangen, daher auch meine Motivation, meine Sichtweise und Kenntnisstand darzulegen und auch Kritik zu äußern bzw. Denkanstöße zu geben.

Im UW 02/20 finden wir diverse Anträge, die sich u.a. mit der Änderung der Renngrößen bei WH nach CdL-Planungen für 2022 beschäftigen. Auch die Sportkommission sah sich bereits veranlaßt, einen Brandbrief gegen die Anhebung der Größen auf 53 cm bei den Rüden und 49 cm bei den Hündinnen in die "CACIL-Klasse" zu veröffentlichen. Die Begründungen sind vordergründig nachvollziehbar. Nur....ein bislang in der Veröffentlichung der SK als auch in den Anträgen zur JHV nicht thematisierter Haupthandlungsbedarf, nämlich die Rolle der Sprinter zukünftig, bleibt außen vor. Um die Korrektur des FCI-Regelwerkes bei den Sprintern drehen sich aber tatsächlich die Bestrebungen der CdL in der Hauptsache (mit einem Votum von 13 Mitgliedern bei der letzten Versammlung!) . Die Anhebung der Standard-Renngrößen auf 53 cm bzw. 49 cm steht bei der CdL nämlich im Kontext mit einer Abschaffung der  Sprinterklasse in einigen wenigen Jahren auf internationalem Parkett. Daher die Anhebung, um die "kleineren Sprinter" noch mitzunehmen, aber eine Reißleine bei der Ausuferung der Übergrößen bei internationalen Veranstaltungen zu ziehen. Die Beibehaltung der alten Sprinter-Grenzgrößen sind nämlich nur noch für eine Übergangszeit von ca. 5 Jahren vorgesehen. Und so wird es eine Veränderung bei der Problematik "Sprinterflut" geben, davon ist auszugehen. Die erhoffte Beibehaltung des status quo jetzt wird eher unwahrscheinlich sein.

Von daher sind die Anträge, wie sie jetzt aus dem Zusammenhang gerissen veröffentlicht sind, für mich unseriös. Vom eigentlichen Konfliktthema (Ausschluß von Sprintern aus internationalen Veranstaltungen) wird abgelenkt. Und natürlich betrifft es auch die Coursingszene, die international gesehen auch zunehmend von Hunden aus Rennlinien bestückt wird. Auch hier ist der Zuwachs an Übergrößen deutlich zunehmend.

So steht auch nirgends von offizieller Seite, dass als quasi abgeschwächte Reaktion auf die geplanten "Sprinter-Restriktionen" der Obmann des VDH in Abstimmung mit der SK vorbehaltlich der Absegnung durch den VDH-Vorstand (wo man von ausgehen kann), sich  bei der CDL für eine Abschaffung der Sprintertitel bei FCI-Meisterschaften einsetzen will- mit einer Übergangsregelung. Dieses Zugeständnis kann als Versuch einer Schadensbegrenzung in Sachen Sprinter im DWZRV gesehen werden, um eben die geplanten drastischeren Einschnitte bei internationalen Veranstaltungen der CDL zu verhindern. Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung!

 Auf Anfrage bei Herrn Statti erfolgte die Bestätigung, dass die Grenzgrößen-Änderungen sich auf alle Int. Veranstaltungen beziehen soll:

"Der Änderungsentwurf der FCI Windhundsportordnung (§ 1.4.2) bezüglich der Großeneinteilung sieht vor, WH Hü bis zu

49 cm und WH Rü bis zu 53 cm an FCI Titelveranstaltungen und Internationalen Renn- und Coursingveranstaltungen teilnehmen 

zu lassen."

Und eins ist noch zu berücksichtigen, die Änderungen würden zunächst für internationale Veranstaltungen verbindlich (Zuständigkeit der FCI). Ob die Landesverbände dann aber die Neuerungen würden ignorieren können, ist anzuzweifeln, denn es darf ja keine Aufweichung des FCI-Regelwerks erfolgen. Es wird also in jeder Hinsicht spannend.

Nächstes Reizthema ist die Etablierung einer C-Klasse , die nach jetzigem Stand und Willen der Antragsteller mit dem Wegfall der Seniorenklasse verknüpft sein soll. Dies wäre nach meinem Dafürhalten evt. eine Option, wenn die C-Klasse generell nur 280 m laufen würde und der 2. Lauf für die Hunde über 6 Jahre fakultativ wäre. Das Argument der Tierschutzrelevanz bei obligatorischen 3 Läufen für Senioren ist plausibel, allerdings laufen in DE auch immer noch Senioren in Konkurrenz mit jungen Konkurrenten bei allen Coursings. Auch da sollte man sich mal Gedanken machen, ob es nicht Zeit wird, die Senioren gesondert und auch bei reduzierter Strecke laufen zu lassen.

Und noch eine Frage in den Raum: hieße es, dass bei einem Wegfall der Seniorenklasse alle Rennhunde weiter in der Klasse laufen, die sie vor Eintritt ins Seniorenalter inne hatten? Wo sonst sollten sie auch laufen!? Ob das aber gewollt ist, Junge gegen Senioren in ein und derselben Klasse antreten zu lassen? Dazu gibt es meines Wissens noch keine Vorgaben/Handlungsvorschläge. Und welche Senioren würden dann überhaupt noch gemeldet? Die 6-Jährigen wohl häufiger, aber danach vermute ich mal einen Verlust der Älteren, die zumindest jetzt noch auf den Bahnen zu sehen sind. Also doch nur eine strikte Trennung Senioren und C-Klasse? Man wird bei keiner der Optionen eine allseits zufriedenstellende Lösung finden, so meine Einschätzung. Aber zumindest für eine beschränkte Probezeit von z.B. 5 Jahren sollte der DWZRV eine C-Klasse einführen, aus meiner Sicht neben den Seniorklassen. Und danach kann weiter entschieden werden. Es liegt dann an allen Besitzern langsamerer Hunde, die jetzt vielfach tolle Coursinghunde sind, diese Chance zu nutzen. Mithilfe der 2019 beschlossenen deutlichen Anhebung der Meldegegelder und Verzicht bzw. Reduzierung von Preisen sollte die Trennung der Senioren von den anderen Klassen auch für die Vereine handhabbar sein.

Wie man sieht, gibt es noch einige Fragen zur Handhabung einer C-Klasse, so dass die Anträge meiner Meinung nach verfrüht sind und bis zum nächsten Jahr aufbereitet noch einmal vorgelegt werden sollten beim Rassemeeting.

Ein Schwachpunkt für die Festlegung der Klassenzugehörigkeit bei der Lizenzerteilung nach jetzigem Stand ist, nebenbei angemerkt, auch die Festlegung der Grenze der Einteilung auf eine einzige Zeit ohne Berücksichtigung der sehr unterschiedlichen Bahn- und Geläufeigenschaften. Auf die Spitze getrieben kann das bedeuten, dass ein WH, der auf einer der 3 Sandbahnen im Osten die A-Klasse mit Zeiten von 25-26 Sek. erreicht hat (so geschehen), theoretisch bei seinen Lizenzläufen dort in der C-Klasse startberechtigt wäre. Oder anders herum, jeder WH, der seine Lizenz auf einer der 3 Ost-Sandbahnen macht, wird erst einmal in der C-Klasse eingeteilt, es sei denn, es handelt sich um einen der Super-Racer, der darf dann in der B-Klasse seine Rennkarriere starten. Schon etwas irrwitzig.- Es muß zukünftig eigentlich wie in der Schweiz jede Bahn ihre Referenzzeiten für die Klassen gesondert festlegen, anders wird es nicht fair funktionieren.

Ein weiterer Stimmungsmacher ist der beim WH-Meeting beschlossene Antrag der Abhängigkeit der Rennlizenz-Erteilung/Verlängerung von der Vorlage des Myostatin-Testes, um eine Statistik der Verbreitung und möglicher Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit auswerten zu können. Die Pflicht soll sich auf Rennlizenzen beschränken. Mit einer Überprüfung wäre bei Importen auf dt. Rennbahnen eine höhere Rate an Trägern des Defektes zu vermuten, von daher ist dieser Antrag aus meiner Sicht sinnvoll, um den Status quo in der internationalen Rennszene offen zu legen. Nebenbei scheint es begründete Zweifel an dem ein oder anderen ermittelten Testergebnis im Ausland  zu geben. Ein Fall zumindest ist mir bekannt, wo ein im Ausland als N/N importierter Rennhund bei Test in DE als Träger N/B korrigiert wurde.

Übrigens ist die Kritik gegen die Wiederauflage des Testes als Dransalierung der Whippetbesitzer überzogen, da ja die aus dt. Zucht stammenden Hunde bereits über Ihre getesteten Eltern befreit und lediglich die Importe betroffen sind.

Zur Coursing-Thematik gibt es keine Anträge, obgleich ein Vorschlag aus CdL-Kreisen für Aufregung sorgt und das mit Recht. Geht es doch um die Vorstellung (von wem eigentlich), auf die Renngrößenmessung für Coursings ganz zu verzichten und alle Whippetgrößen zusammen laufen zu lassen. Dass dieser Vorstoß eine breite Zustimmung findet, ist kaum vorstellbar. Er stellt ja das Gegenteil zu den Bestrebungen einer Vielzahl von Mitgliedern  der CdL dar, die Größe nach unten zu regulieren, was ja für alle internationalen Veranstaltungen gelten soll (s.o.).

Ein Gedankenspiel dennoch: Sollen dann bei einer möglichen Beibehaltung der Grenzgrößen (bei Ablehnung der geplanten Regulierung) von 56cm/52 cm bei den Sprintern dann z.B. 47-49cm-Rüden (die es im Coursing häufiger gibt) mit 56er-Rüden laufen? Gleiches bei jetzt noch zahlreichen Hündinnen von 45 -47 cm gegen 52er-Hündinnen?  Bei der derzeitigen Praxis der Parcoursgestaltung für eher schnelle Whippets wären die Nachteile offenkundig für einen kleinen WH. Gerade weil vermehrt auch schnellere WH am Coursing teilnehmen (bei Zunahme von Coursern mit Rennsportblut), ist aber auch eine moderate Parcoursgestaltung wichtig, um die schnelleren Hunde nicht zu gefährden. Der Spagat zwischen den einzelnen Typen von WH beim Coursing ist schon groß genug bei der Findung eines fairen Parcours und genügend qualifizierter Hasenzieher. Wenn nun noch Größenextreme zusammen laufen sollen, wird die Problematik noch verschärft. Zudem werden falsche Anreize gesetzt, anstelle sich beim Coursing noch um dem Standard entsprechende Größen zu bemühen.